Ärzte und medizinische Versorgung werden in Namibia dringend gebraucht.
Von Dr. med. Meike Bökemeier
Ich hatte schon lange den Wunsch, direkt vor Ort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Doch als niedergelassene Kinderärztin kann ich meine Praxis nicht einfach für sechs Monate oder ein ganzes Jahr schließen. Ich fühle mich ja auch für die Versorgung meiner Korbacher Patienten und für die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiterinnen verantwortlich. Deshalb habe ich gezielt nach einem Projekt gesucht, für das ich von Zeit zu Zeit einige Wochen vor Ort, jedoch vor allem von Deutschland aus arbeiten kann. So ein Projekt habe ich jetzt: Die Mayana-Mpora-Foundation, gegründet von Valerie und Wynand Peypers in Namibia.
Das afrikanische Ehepaar führt dort eine Unterkunft für alternativ und ökologisch Reisende in Mayana. Die N’Kwazi Lodge ist zugleich der einzige Arbeitgebr für die rund 3000 Menschen in der Region. Die Mayana-Mpora-Foundation hat eine Grundschule gebaut und bezahlt mehrere Lehrerinnen, Schulbücher und sowie eine Mahlzeit pro Tag und Kind. Der Verein organisiert außerdem Nähkurse für junge Frauen und lässt Männer ohne Schulabschluss im Anlegen von Bewässerungssystemen und Gemüsegärten ausbilden.
Eine befreundete Reiseleiterin hat mir von dem Projekt erzählt, und ich hatte spontan einen guten Eindruck. Als ich nach der medizinischen Versorgung der Region fragte, erfuhr ich: Es gibt keine, und die Regierung unternimmt nichts, um daran etwas zu ändern. Ich beschloss, zunächst probeweise, für drei Wochen als Ärztin in Mayana zu arbeiten. Das habe ich im vergangenen Jahr für meinen Urlaub eingeplant, brauchte aber noch eine gute Arzthelferin. Die war schnell gefunden: Anita Brosig, eine Mitarbeiterin aus meinem eigenen Team, erklärte sich bereit, mitzukommen. Das war natürlich die beste Lösung, denn wir sind perfekt aufeinander eingespielt. Nach vielen E-Mails, Anträgen und Telefonaten mit der namibischen Botschaft konnten wir starten – mit den Medikamentenspenden der Korbacher Apotheken im Gepäck.
Um es gleich vorweg zu sagen: Wir haben in Mayana keine Aidskranken behandelt, keine Seuchen besiegt. Die Menschen dort brauchen erst einmal die ganz normale, alltägliche Medizin: Mittel gegen Bronchitis oder Durchfall, Wundversorgung, Behandlung von Knochenbrüchen. Wir haben unsere Ambulanz in einer leerstehenden Hütte eingerichtet, nah an den Hütten der Menschen. So konnten uns die meisten gut zu Fuß erreichen. Unser Ziel ist, dass die Ambulanz zu einer festen Einrichtung wird und zumindest eine Krankenschwester ständig vor Ort ist. Dafür halte ich in Deutschland Vorträge, zeige Fotoausstellungen und sammele Spenden.
Warum Namibia, warum gerade diese Gegend? Ich bin ja durch Zufall dorthin gekommen – genauso gut hätte es Ghana, Gambia, Sambia oder Uganda sein können. Es gibt viele Orte und Menschen, die in Armut leben und um die sich keine Regierung kümmert. Irgendwo muss man anfangen zu helfen. Wenn jeder von uns hundert oder auch nur ein, zwei Menschen, denen es schlechter als uns geht, in seinem Leben hilft, dann wird diese Welt ein bisschen besser und gerechter. Am besten hilft man mit dem, was man kann und das ist in meinem Fall eben medizinische Versorgung.
Quelle: Brigitte Woman